Zum Thema Paracetamol:
„Fieberzäpfchen“ für Säuglinge als eine Ursache für Asthma und Neurodermitis bei Kindern identifiziert
Beasley,R., Clayton,T., Crane J., von Mutius E., Lai, C., Montefort, S., Stewart, A.: Association between paracetamol use in infancy and childhood, and risk of asthma, rhinoconjunctivitis and eczema in children aged 6 – 7 years: analysis from Phase Three of the ISAAC programme. The Lancet 372 (2008), 1039 – 1048
Paracetamol wird seit mehreren Jahrzehnten von Eltern, Krankenschwestern und Ärzten als Standardbehandlung für Fieber bei Säuglingen und Kleinkindern gehandhabt. In den USA repräsentiert Paracetamol 1990 das meistverwendete Arzneimittel überhaupt. Die Rate von Fieberkrämpfen kann damit nachweislich nicht beeinflusst werden. Paracetamol wirkt rein symptomatisch, d.h. nur wenige Stunden, fiebersenkend und schmerzlindernd. Paracetamol in empfohlener Dosierung verringert akut die Verfügbarkeit des wichtigen Antioxidans Glutathion und kann eine sogenannte Th2-dominante Antwort des Immunsystems begünstigen, die mit einer verringerten Abwehr von Infekten und einer Begünstigung von Allergien einhergeht: D.h. es besteht der Verdacht, dass Paracetamol die Abwehrleistung und Regulation des kindlichen Immunsystems akut und nachhaltig verschlechtert. Es gibt auch Hinweise, dass Paracetamol bei Schwangeren bereits das spätere Asthmarisiko des Ungeborenen erhöht (Literatur in o.g.Studie zitiert).
Im Rahmen der weltweit durchgeführten ISAAC-Studie wurde nun an 205 487 Kindern aus 31 Ländern (!) konsistent gezeigt, dass die Gabe von Paracetamol im ersten Lebensjahr mit einer statistisch signifikanten Erhöhung von Asthma bronchiale im 6. – 7.Lebensjahr einhergeht (die sogenannte OR, das Mass erwartbaren Asthma bronchiales, steigt von 1,0 auf 1,46, also Asthma bronchiale ist in dieser Gruppe rund 50 % häufiger als ohne Paracetamol-Gabe zu erwarten wäre. Diese Rate berücksichtigt bereits sogenannte confounder wie Rauchen der Mutter, Antibiotika im 1.Lebensjahr etc. Ohne diese Adjustierung ist der Effekt noch höher). Dabei besteht eine nachweisbare Dosis-Wirkungs-Beziehung, insofern die häufigere Gabe von Paracetamol („high use“) die Rate von Asthma bronchiale bis auf Werte über 3,0 = dreifach erhöhte Rate von Asthma bronchiale im 6.-7. Lebensjahr steigern kann! (Bereits bewiesen ist, dass Antibiotika im 1.Lebensjahr ebenfalls die Asthmarate mehr als verdoppeln können). Ebenfalls erhöhen sich statistisch signifikant die Häufigkeit einer allergischen Rhinokonjunktivitis und Neurodermitis.
Die Daten müssen angesichts des immensen Aufwandes der Studie, die alle Erdteile mit unterschiedlichsten Lebensstilen umfasst, als ausserordentlich valide angesehen werden. Folgende Schlussfolgerungen können daraus gezogen werden:
1. Die weltweite Zunahme von Asthma bronchiale – einer Erkrankung, die für 1 – 2 von 10.000 betroffenen Kinder pro Jahr tödlich verläuft – ist zu einem erheblichen Teil durch die (main stream) Medizin selbst bewirkt worden. Ärzte und Krankenschwestern, die fiebernden Säuglingen und Kleinkindern Paracetamol geben, können damit nachhaltig die Gesundheit des Kindes schädigen. Zu berücksichtigen ist, dass dies oft mit dem Verweis oder impliziten Glauben eines Einflusses auf Fieberkrämpfe geschieht, obwohl Paracetamol nachweislich darauf keinen Einfluss hat.
2. Die Gabe von Paracetamol bei Fieber und leichten Schmerzen muss vor diesem Hintergrund im Regelfall als kontraindiziert angesehen werden.
Artikel von:
Georg Soldner, Kinderarzt
J.-Retzer-Str.36, 81241 München