wenn nicht noch ein Wunder geschieht, wird das Pestizid Glyphosat trotz vielem Hin und Her doch noch zugelassen. Dass die Entscheidung immer wieder verschoben wird ist ein Erfolg mehrerer 100.000 protestierender Menschen. Aber es scheint fast sicher, dass die EU-Kommission die Ängste, Befürchtungen und den Willen dieser Menschen am Ende ignoriert. Und das, obwohl die Glyphosat-Gegner gute Gründe für ihre Ablehnung haben.
Glyphosat ist das weltweit meistverwendete Pestizid und steht laut Weltgesundheitsorganisation im Verdacht krebserregend zu sein. Trotzdem ist es nicht verboten. Im Gegenteil: Jahr für Jahr wächst der Verbrauch und Jahr für Jahr wird es in großem Stil auf unseren Äckern verteilt.
Es ist der Hauptbestandteil eines Unkraut-Vernichters, der unter anderem besonders unter dem Namen „Round-Up“ bekannt ist und von Monsanto hergestellt wird. Wo „Round-Up“ hinfällt bzw. gesprüht wird, wächst im wahrsten Sinne des Wortes kein Kraut mehr. Deshalb wird es in der US-Landwirtschaft meist in Verbindung mit glyphosat-resistenten, extra für diesen Zweck von Monsanto genmanipulierten Pflanzen, verwendet. In Europa wird Glyphosat in der konventionellen Landwirtschaft vor allem vor dem Aussähen zur „Reinigung“ des Ackers von Unkraut benutzt.
Nachweise im Urin und in Muttermilch von Stadtbewohnern zeigen: Glyphosat hat längst Eingang in die Nahrungsmittelkette gefunden! Dieses Ergebnis ist in höchstem Maße alarmierend.
Doch anders als die Weltgesundheitsorganisation (WHO) kam die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) zu der Einschätzung, es sei bei „bestimmungsgemäßer Anwendung“ nicht gefährlich.
Und genau für diese Situation, einen fachlichen Streit unter Wissenschaftlern, gibt es ein Prinzip in Europa – und zwar das zum „vorsorgenden Gesundheitsschutz“. Im europäischen Grundgesetz für Lebensmittelsicherheit (VO 178/2002/Erwägungsgrund 21) heißt es wörtlich, dass „in besonderen Fällen, in denen ein Risiko für Leben oder Gesundheit gegeben ist, wissenschaftlich aber noch Unsicherheit besteht", Maßnahmen zu Gesundheitsschutz getroffen werden sollen, „um das in der Gemeinschaft gewählte hohe Gesundheitsniveau sicherzustellen.“ Im Klartext heißt das: Bei widersprüchlicher Studienlage hat der präventive Gesundheitsschutz Vorrang.
Aber wieso ist die Studienlage eigentlich so widersprüchlich? Und wieso kam die EFSA zu so gravierend anderen Ergebnissen als die WHO?
Unglaublich, aber leider wahr: Die allermeisten Studien werden von den Produzenten der in Frage stehenden Produkte selbst finanziert! Doch damit nicht genug: Oft sind diese Studien noch nicht mal einsehbar, sondern werden mit der Begründung, die Studienergebnisse fielen unter das „Betriebsgeheimnis“, unter Verschluss gehalten!
Wundert sich da noch jemand darüber, dass es so viele Studien gibt, die die Giftigkeit gefährlicher Substanzen entweder nicht erkennen oder verharmlosen oder gar völlig abstreiten? Mit „Vorsorge“, mit Gesundheitsschutz hat das Ganze nichts zu tun. Stattdessen geht es offensichtlich um Industrieinteressen. Ganz genau so wie es der Diesel-Abgasskandal zeigt. Die Politik sieht tatenlos zu, wie die Autoindustrie Schadstoff-Grenzen einfach mittels Betrugssoftware und hanebüchener „Test“-Bedingungen umgeht – und damit Leben und Gesundheit der Menschen einfach aufs Spiel setzt! Wenn Sie das genauso unerträglich finden wie wir, dann werden Sie Förderin/Förderer von foodwatch.
Wir sind der Meinung, dass die Entscheidung der EU-Kommission ein massiver Verstoß gegen das europäische Vorsorgeprinzip und deshalb nicht hinnehmbar ist – und weiter kritisiert werden muss. Denn wenn ein Fachgremium der WHO Glyphosat als „wahrscheinlich krebserregend beim Menschen" einschätzt und damit in die zweitgefährlichste Kategorie (2A) einstuft, dann darf die EU das nicht einfach ignorieren! Wenn Sie diese Meinung teilen, dann unterstützen Sie uns in unserem Kampf gegen den Einsatz von Glyphosat bis seine Unschädlichkeit zweifelsfrei bewiesen ist und werden Sie Förderer/Förderin von foodwatch.
Und wenn Sie auch finden, dass Industrieinteressen im Zulassungsprozess keine Rolle spielen dürfen, und die Unterwanderung der Entscheidungsgremien durch Multis und Konzerne ein Ende haben muss, dann helfen Sie uns in unserem Kampf gegen die Interessenverfilzung und werden Sie Förderin/Förderer von foodwatch.
Es ist wirklich erschütternd, in welcher Weise das höchste und unveräußerliche Gut der Gesundheit im Wettlauf mit Gewinnstreben auf der Strecke bleibt. Selten zeigt sich die dunkle Seite ökonomisierter politischer Prozesse so deutlich. Das können und das wollen wir nicht länger hinnehmen! Und das werden wir auch nicht. Helfen Sie uns dabei. Denn je mehr wir sind, umso besser. Werden Sie Förderer/Förderin von foodwatch und kämpfen Sie mit uns zusammen dafür, dass politische Gremien, die eigentlich dafür da sind, gesundheitliche Gefahren von uns fernzuhalten, dieser Aufgabe auch nachkommen und sich nicht stattdessen zum Büttel der Industrie machen.
Liebe foodwatch-Interessierte, leider ist Glyphosat nur EIN Beispiel dafür, wie die Rechte der Verbraucher mit Füßen getreten werden. Es gibt viele andere Substanzen, die im Verdacht stehen gesundheitsschädlich zu sein und trotzdem nicht verboten werden. Aber das ist noch lange nicht alles: Verbraucher müssen sich über zu kleine Schriften bei der Zutatenliste und irreführende Werbung ärgern. Sie können nicht erkennen, welche tierischen Produkte mit Gentechnik erzeugt wurden und es droht ihnen ein Freihandelsabkommen, das eine Verbesserung der Lebensmittelstandards auf lange Sicht erschweren, wenn nicht gar verhindern wird. Das alles wollen wir uns nicht länger bieten lassen und uns wehren. Helfen Sie uns bitte dabei, unser aller Verbraucherrechte zu stärken. Wir von foodwatch haben uns diesem Ziel verschrieben, aber wir werden nur erfolgreich sein, wenn möglichst viele einzelne Verbraucher hinter uns stehen. Deshalb meine Bitte: Werden Sie foodwatch-Förderin/Förderer
(aus dem aktuellen Newsletter, Hervorhebung von mir)